Skepsis gegenüber Jubelorgien – Fazit kommt zu früh

Landesverbandstag des DEHOGA Saarland: Halbjahresbilanz Mindestlohn

Spiesen-Elversberg. Am Montag, den 6. Juli 2015, hielten die Mitglieder des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Saarland e.V. im CFK – Centrum für Freizeit und Kommunikation in Spiesen-Elversberg ihren 15. Impulstag ab. Bevor am Nachmittag viele Informationen und praxisrelevante Themen mit interessanten Referenten im Mittelpunkt standen, drehte es sich beim nicht-öffentlichen Landesverbandstag am Vormittag um die gängigen Vereins-Regularien. Und da keine Neuwahlen sattfanden, war viel Zeit zum Austausch.

Thema Nummer eins: Der Anfang des Jahres eingeführte Mindestlohn. Nach den obligatorischen 100 Tagen geisterten schon die ersten überschwänglichen Erfolgsmeldungen durch die Medien. Dabei hob die saarländische DEHOHA-Präsidentin Gudrun Pink beim Landesverbandstag erst einmal hervor, dass die Einführung des Mindestlohnes bei den saarländischen Gastronomen und Hoteliers eine noch nie dagewesene Verunsicherung hervorrief. „Es waren mehr Fragen offen als beantwortet und unsere Mitglieder liefen uns in unseren Beratungsseminaren die Türen ein“, erklärte Pink und sie ergänzte: „Nun ist ein halbes Jahr vergangen und man kann sagen, dass sich die Situation eingespielt hat. Eine Sensibilisierung für das Thema ist uns gelungen. Doch welche Auswirkung der Mindestlohn nun wirklich haben wird, kann man derzeit überhaupt noch nicht absehen.“ Daher verstehe sie auch nicht, wie diese wahren Jubelorgien zustande kämen. „Die sehe ich mit absoluter Skepsis. Der große Knall blieb aus, das ist wahr“, meinte Gudrun Pink und führte auch die Gründe dafür an. Da wäre die derzeit gute konjunkturelle Lage – die Wirtschaft floriert. Gleichzeitig ist das Konsumklima in Deutschland so gut wie seit Jahren nicht mehr. Die robuste Konjunktur, niedrige Zinsen und niedrige Energiepreise sind dabei wichtige Faktoren.

Bewegung beim Arbeitszeitgesetz

Weiter glaubt der DEHOHA: Das dicke Ende beim Mindestlohn stehe noch bevor. Und dieses spielt sich vielleicht gar nicht bei den 8,50 Euro die Stunde ab, sondern beim starren Korsett des Arbeitszeitgesetzes – das derzeit noch die Betriebe kriminalisiert. „Wir hören tagtäglich, dass die Mitarbeiter den Schichtdienst, den dieses Gesetz fast zwingend beinhaltet, nicht mittragen wollen“, erklärt Frank Hohrath, der Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Saarland. Wenn eine Bedienung um 19 Uhr von ihrer Kollegin abgelöst wird, dann ist sie alles andere als glücklich darüber. Denn sie wäre natürlich auch gerne dabei, wenn später abkassiert wird und es Trinkgeld gibt. Auch ist es keine Frage des Stundenlohnes, dass sich für die zweite Schicht bei einer Hochzeitsfeier von 23 bis 4 Uhr keine Mitarbeiter finden lassen. Das macht verständlicherweise kaum einer mit. Bewegung in dieses Thema kam aber nun ganz aktuell Mitte der vergangenen Woche. Bundesministerin Andrea Nahles kündigte an, dass es in verschiedenen Bereichen Korrekturen geben werde. Unter anderem sehen die Revisionen vor, dass die bisherige Verdienstgrenze für die Arbeitszeitdokumentation von 2.958 Euro auf 2.000 Euro abgesenkt werden soll. Damit müssen für die regelmäßig mehr als 2.000 Euro brutto im Monat verdienenden Arbeitnehmer im Gastgewerbe der Beginn, das

Ende und die Dauer der täglichen Arbeitszeit nicht mehr zwingend jede Woche aufgezeichnet werden. Weiterhin sollen auch die Aufzeichnungspflichten bei Beschäftigung von Ehegatten, eingetragenen Lebenspartnern, Kindern und Eltern des Arbeitgebers entfallen. „Diese Korrekturen waren überfällig und stellen definitiv einen Schritt in die richtige Richtung dar. Wir dürfen uns daher über einen Teilerfolg unserer beständigen Verbandsarbeit gegenüber der Politik freuen, wenngleich noch einiges zu tun bleibt. Nachbesserungsbedarf gibt es weiterhin, insbesondere bei der Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes“, erklärte Hohrath.

 

Starthilfe für Newcomer

Den Mitgliedern stellte das DEHOGA-Präsidium auch die neuen Angebote des Verbandes vor: So wurden mehrere Module ins Leben gerufen, um angehenden Selbständigen in der Gastgeberbranche unter die Arme zu greifen. Neben einer Gründungssprechstunde und einer individuellen Beratung bietet der DEHOGA für die Existenzgründer weiterhin kostenlose Orientierungstage an. Der Branchenverband kümmert sich nun auch verstärkt um potenzielle Gründer aus der Hotellerie- und Gastronomie. „Aus diesem Grund sind wir auch der ‚SOG – Saarland Offensive für Gründer‘ beigetreten. Darüber hinaus bieten wir ganz spezielle Beratungs- und Qualifizierungsangebote an. Denn beim Gang in die Selbstständigkeit liegen die Chancen und Risiken oft eng beieinander. Von daher: Je besser die Existenzgründung vorbereitet ist, desto höher sind die Erfolgsaussichten“, weiß Gudrun Pink.

 

Quo vadis Gastgeber-Branche

Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel machen auch vor der Gastgeber-Branche nicht Halt. Und hier kommt noch erschwerend hinzu, dass vor allem jungen Menschen in den einzelnen Berufszweigen immer seltener ihre Zukunft sehen. Auch zeigt die nächste Generation oftmals kein Interesse, den elterlichen Betrieb weiterzuführen. „Hier müssen wir neue Herangehensweisen finden. Wir müssen unsere Fundamente stärken, damit wir den Jungen eine Plattform bieten, auf die sie aufbauen können“, sagte Pink. Die DEHOHA-Präsidentin appellierte, nicht in alten Mustern zu verharren: „Man muss flexibel agieren. Ein Auge darauf haben, was derzeit angesagt ist. Wer glaubt, es läuft doch alles, belassen wir es dabei – der ist schon auf dem falschen Dampfer.“ Denn die Menschen haben sich in den vergangenen 50 Jahren in ihrer Denkweise und eigenen Wahrnehmung verändert. Die Alten werden immer jünger – und sie tun alles dafür, dass dies so bleibt. Bis dato gewohnte Sätze an der Rezeption wie „Kann ich ihnen helfen?“ oder „Sind sie gut angekommen?“ klingen für diese junggebliebene Generation der Alten nach betreutem Wohnen. Darauf muss man sich einstellen … Um hier ein Umdenken zu erreichen, dazu diente auch der 15. Impulstag. Über internationale neue Trends in der Gastronomie informierte hier Stephanie Bienefeld. An der Liste der Referenten an diesem Tag ist zudem abzulesen, wie transparent der Branchenverband mit den vorherrschenden Problemen umgeht. „Dass hier Frank Klein als Fachgebietsleiter ‚Finanzkontrolle Schwarzarbeit‘ über die Kontrollen des Zolls beim Mindestlohn informiert, das ist sicher keine Selbstverständlichkeit. Ich kenne keinen anderen Landesverband, bei dem man so offen mit dem Gegenüber kommuniziert“, sagte Pink. Und darin sieht die Präsidentin auch die Aufgaben des Verbandes. Der DEHOGA hat zwei Felder zu bearbeiten, sagte sie. Das ist zum einen die Politik, um dort Verbesserungen zu erreichen. Und zum anderen muss er durch Informationen seine Mitglieder dafür schützen, in jede Falle zu tappen. Denn davon gäbe es genügend. Und der Impulstag für die saarländische Gastronomie und Hotellerie ist jedes Jahr eine hervorragende Gelegenheit, hier Aufklärungsarbeit zu leisten.

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