Pressemitteilung DEHOGA Saarland zum Neujahrsempfang
Aus dem Orkan in unruhige Gewässer
DEHOGA Saarland begrüßt mit rund 170 Gästen das neue Jahr
Saarbrücken. Ein Neujahrsempfang ist immer von zwei Perspektiven geprägt: dem Blick auf das Zurückliegende und einer Aussicht auf das, was die kommenden Monate bringen werden. Und so war es auch am 9. Januar 2023, als der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Saarland e.V. mit rund 170 Gästen feierlich das gerade angebrochene Jahr einläutete. Nachdem die Veranstaltung pandemiebedingt zwei Mal ausfallen musste, belebte die Gastgeberbranche ihre liebgewordene Tradition nun wieder und feierte im Zeltpalast des Alexander Kunz Theatre ihren Neujahrsempfang.
Neben Gastronomen sowie Hoteliers folgten auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Verbänden, Kammern und Medien der Einladung. Gute Wünsche entgegennehmen, dafür ist so ein Auftakttreffen die perfekte Plattform. Vor allem, wenn man auf zwei Jahre mit gewaltigen Herausforderungen zurückschaut. Das Gastgewerbe erlitt nach zehn Wachstumsjahren in Folge den größten wirtschaftlichen Einbruch in der Nachkriegszeit. Insgesamt neun Monate Lockdown sowie eine Vielzahl von Einschränkungen und Auflagen führten zu nie gekannten Umsatzverlusten – und existenziellen Sorgen. Doch mit Kreativität, Innovation und Leidenschaft kämpfte man sich aus der Krise. Nach den zwei kräfte- und umsatzzehrenden Pandemiejahren ging es 2022 endlich wieder aufwärts. Das Bedürfnis nach Reisen, Erholung und Genuss war groß. Wer aber dachte, das Schlimmste sei überstanden, wurde eines Besseren belehrt: Die Achterbahnfahrt ging weiter. Derzeit sind es die Energiekrise, die Inflation sowie die in fast allen Lebensbereichen massiv steigenden Preise, die Hotellerie, Gastronomie und auch Gäste fordern. Zudem führt der große Mitarbeitermangel dazu, dass die derzeit noch gute Nachfrage nicht immer bedient werden kann. Dass die Verunsicherung weiterhin erheblich ist, liegt also auf der Hand: Im Saarland mussten alleine bis Ende 2020 schon 535 Betriebe schließen. Dabei ist die Bilanz für 2021 und 2022 noch gar nicht gezogen. „In eine medizinische Rhetorik übertragen, würde ich sagen: Die Branche ist dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen. Jetzt wurde sie von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt. Der Wunsch ist nun, in die Reha zu kommen und danach das Krankenhaus ganz zu verlassen“, beschreibt Michael Buchna die Situation bildlich. Doch dafür fordert der DEHOGA-Präsident auch gewisse Dinge ein.
Viele Betriebe des Gastgewerbes sind durch die Corona-Krise wirtschaftlich ausgezehrt. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz auf Speisen trägt heute entscheidend dazu bei, noch mehr Pleiten und Betriebsaufgaben zu verhindern. Die Verlängerung der sieben Prozent über den Jahreswechsel 2022/23 war enorm wichtig. Aber klar ist auch: Für eine gute Zukunft ist dieses eine Jahr Aufschub zu wenig. Schon jetzt behindert die neuerliche Befristung notwendige Investitionen: „Wenn wir am Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig bleiben sollen, dann brauchen wir die reduzierte Mehrwertsteuer dauerhaft. Und das gilt auch für Getränke. Denn diese magischen sieben Prozent müssen sein, damit wir für die kommenden Jahre eine gewisse Planungssicherheit bekommen und solvente Arbeitgeber bleibenkönnen“, machte Buchna deutlich. Denn um das Saarland in eine wirtschaftlich gute Zukunft zu steuern, käme dem Tourismus, dem Gast- undKulturgewerbe und dem bisher vernachlässigten Kongresstourismus eine bedeutende Aufgabe zu. „Für mich bleibt es unbegreiflich, dass immer noch kein Convention-Büro mit einer Marketing- und Vertriebsarbeit begonnen hat“, machte der DEHOGA-Chef seinen Zuhörern und vor allem den politischen Vertretern mit Nachdruck klar. Jede Destination besitzt eine solche Anlaufstelle, die das Land oder die Stadt als Kongress- und Tagungsstandort vermarktet sowie Beratung und Angebotserstellung für Veranstaltungen leistet. Das gilt im besonderen Maße für das neu zu gestaltende Kongresscentrum, das 2026 in Saarbrücken fertig gestellt sein soll. Und Buchna unterstrich: Das Convention-Büro müsse jetzt aus der Taufe gehoben werden, da die Früchte dieser langfristig angelegten Arbeit erst in ein oder zwei Jahren zu ernten sind.
Allerdings zeichnen sich am Horizont auch Lichtblicke ab. Die Branche verlor in der Pandemie bis zu 1.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Doch im Oktober 2022 befand man sich fast schon wieder auf dem Level von Oktober 2019. Rund 1.200 Mitarbeiter kehrten zurück – das geschah fast unbemerkt. Aber das ist ein gutes Zeichen! Jedoch ist es kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Weiterhin bleibt der Mitarbeitermangel ein großes Problem. Noch immer werden mehr als 2.000 Beschäftigte benötigt, um den Herausforderungen eines modernen saarländischen Gastgewerbe gerecht zu werden. Deshalb bleiben viele Betriebe teilweise gezwungen, Öffnungszeiten zu reduzieren und Veranstaltungen abzusagen, weil schlichtweg die Servicekräfte fehlen.
Für eine nachhaltige Erholung braucht es aber auch eine Politik, welche die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Branche anerkennt, wertschätzt und danach handelt. Es gilt, die Betriebe zu entlasten und ihre Ertragskraft zu stärken. Alleine über 30 Dokumentationspflichten nehmen der ganz überwiegend kleinteilig organisierten Branche die Luft zum Atmen. So trat Michael Buchna in seiner Neujahrsrede für konsequenten Bürokratieabbau ein: „Überbordende Administration, lästige Verwaltung und Ordnerwände voll mit abgehefteter Buchhaltung – das bestimmt den Alltag eines jeden von uns. Wir müssen den Dokumentationswahnsinn eindämmen.“ Selbständigkeit und Unternehmertum dürfen nicht erwürgt werden. Und vor allem sollte man nicht große Konzerne mit kleinen Betrieben verwechseln.
Aber auch seine eigenen Leute nahm der DEHOGA-Präsident in die Pflicht: „Die wichtigsten Problemlöser sind wir immer noch selbst. Dieser Verantwortung stellen wir uns.“ Und wie Michael Buchna betonte, wurden zur Würdigung und Besserung des Images „bereits wesentliche Hausaufgaben auf den Weg gebracht.“ Die Neuordnung der Ausbildungsberufe, die Jugendmeisterschaften und auch die Zusammenarbeit mit den regionalen Berufsbildungszentren führte er hier ins Feld. Im Speziellen legte er den Gastronomen und Hoteliers die „DEHOGA Top-Ausbildung“ ans Herz. Mit diesem Gütesiegel werden Betriebe ausgezeichnet, die in der beruflichen Ausbildung besonderen Wert auf Qualität, Wertschätzung, tarifliche Bezahlung, gesetzliche Arbeitszeiten, Schulungen, Prüfungsvorbereitung und Hilfestellungen legen. In 2023 heißt es für den Branchenverband umso mehr, geschlossen und standhaft Flagge zu zeigen. So dass die Gastgeber in diesem Land bald wieder in ruhige Gewässer gelangen. Oder wie es Michael Buchna sagte, aus dem Krankenstand entlassen werden.